Wie sich Bewusstseins- und Achtsamkeitsübungen positiv auf die Führung auswirken können

So lernst du durch Intuition, Klarheit, Kreativität, Empathie und Authentizität, deinen Mitarbeitenden mehr Raum für Entwicklung zu geben.

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by Anke Wolf, March 6, 2019
Anke Wolf und Team

Zusammen mit ihrer Partnerin hat Anke Wolf das Institut für Achtsame Führung gegründet und coached seitdem Führungskräfte, damit diese ihr volles Potential leben und in ihrer inneren Kraft und Präsenz sind.

Die Digitalisierung und die Industrie 4.0 läutet eine Revolution von Wirtschaft und Gesellschaft ein. Für viele ist noch nicht entschieden, welche Rolle der Mensch dabei spielt – ob als Opfer oder als Gestalter. Kennzeichnend für die Digitalisierung ist das nicht Sichtbare.

Die Natur und die Dynamik dieses nicht Sichtbaren entfaltet aber enorme Kräfte und radikale Veränderungen. Der Mangel an Berechenbarkeit, das Maß an unkontrollierbarer Überrumpelung und ein fehlendes Gefühl von Bewusstsein und Verständnis für Themen und Ereignisse sorgen für Ungewissheit und Verunsicherung. Die Dynamik der Systeme multipliziert sich, die Vernetzung sorgt für Chaos und Verwirrung. Das Leben bietet Multioptionen und Multikomplexität. Es gib keine einfachen Ursache- Wirkungszusammenhänge mehr. Die Realität ist oft verwirrend, unverständlich und in keiner Weise planbar. Die Verbindung zwischen Handeln und Wissen bricht ab.

Für uns Menschen bedeutet dies eine enorm erhöhte Einströmung der Stimuli von außen. Wir sind mit unserer Aufmerksamkeit fast vollständig im Außen. Dort wo wir aber unsere Aufmerksamkeit hinlenken, fließt auch unsere Energie hin. Wir ziehen also jede Menge Energie ab, um der vermeintlichen „Bedrohung“ von außen entgegenzutreten. Damit begeben wir uns in einen uralten Überlebensmodus und aktivieren ein primitives Nervensystem, das nach „Alles oder Nichts“ arbeitet. Viele empfinden das sogar als angenehm, denn die ständige Ausschüttung von Adrenalin bewirkt einen Energieschub, und das Gehirn und der Körper werden erregt.

Und kurzzeitig ist dieser Zustand auch völlig in Ordnung. Nur wenn man diesen Zustand permanent erlebt, dann leben wir quasi in einem Notfall-Modus und definieren die Realität nur noch über unsere äußeren Sinne. Wir verengen damit unsere Wahrnehmung und handeln aus einem automatischen Denken heraus.

Wie unsere Gedanken unsere Handlungen beeinflussen

Leben wir quasi permanent in diesem Notfall-Modus, drehen sich unsere Gedanken fast nur darum, wie wir „überleben“ können. Wir bemerken kaum, was wir denken und glauben auch alles, was wir denken. So handeln wir auch aus diesem eingeschränkten, automatischen Denken heraus.

Erst wenn wir mal innehalten, haben wir vielleicht die schockierende Erkenntnis, dass der Verstand unentwegt redet. Und noch schockierender ist es dann, wenn uns bewusst wird, dass ein Großteil des Geredes – nämlich dieser sogenannte „automatische Verstand“- reine Zeit- und Energieverschwendung ist. Wir haben jeden Tag 60 bis 70 Tausend Gedanken. Da können wir uns leicht vorstellen, wieviel Energie dort hinfließen kann.

Unsere Gedanken haben nämlich erst einmal nur eine Wirkung auf uns selbst. Sie sorgen nur dafür, dass es uns in Bezug auf das, was gerade geschieht, in der Vergangenheit geschehen ist, oder in der Zukunft geschehen könnte, besser oder schlechter geht. Dieses Gerede im Kopf sorgt also dafür, dass unser Verstand 47% der Zeit woanders ist und wir selbst sorgen dafür, dass wir uns besser oder schlechter fühlen. Wir sind mit unserer Aufmerksamkeit nicht mehr bei uns selbst ist und unsere Wahrnehmung wird dadurch eingeschränkt.

Unsere Handlungen basieren jedoch auf unserer Wahrnehmung und so sind wir auch in unseren Handlungen eingeschränkt. Wir sind nicht in der Lage unser volles Potential, unsere Kraft und Kreativität zu leben.

Mit Achtsamkeit zum Beobachter des Verstandes werden

Die gute Nachricht ist, dass wir die Möglichkeit haben, das zu verändern, indem wir lernen innezuhalten, um Klarheit über unsere Gedanken und Gefühle zu erlangen. Das tun wir, indem wir unsere Aufmerksamkeit auf das lenken, was in uns vorgeht. Wir können lernen, sie in den gegenwärtigen Moment zu bringen und nehmen die innere und äußere Wirklichkeit dann direkt wahr, ohne sie mit unseren Gedanken zu bewerten. Wir unterbrechen somit den Fluss unserer Gedanken und werden zu unserem eigenen Beobachter. Wir begeben uns in das achtsame Wahrnehmen dessen, was gerade ist, egal ob es unangenehm oder angenehm ist. Wenn wir achtsam sind mit all unseren Sinnen, bedeutet das, wir sind präsent bei dem, was wir gerade empfinden, denken und tun. Denn dort liegt unser wahres Potential: unsere Kraft und Kreativität.

Wir können also lernen, die Gedanken wahrzunehmen und aufzulösen, die ungute Gefühle in uns verursachen und uns aus unserer eingeschränkten Wahrnehmung handeln lassen. So lernen wir uns selbst besser kennen und schaffen Klarheit in uns und Offenheit für andere Menschen um uns herum.

Wie wir unsere Gedanken hinterfragen können

Dieses Geplapper, diese Gedanken, die wir ständig in unserem Kopf hören, basieren auf Glaubenssätzen und Konzepten, die wir von den Eltern und der Gesellschaft übernommen haben. „Er sollte mich respektieren“. „Sie sollte mir zuhören.“ Die Glaubenssätze definieren, was wir mögen und was wir nicht mögen. Sie stammen nicht aus den Genen, sie sind nicht etwas, was wir geerbt haben. Durch die Glaubenssätze entstehen Erfahrungen, die wir positiv oder negativ bewertet haben. Daraus entstehen Eindrücke, die sich gut angefühlt oder eben schlecht angefühlt haben.

Diese Eindrücke haben wir in unserem Verstand gespeichert. Sobald jetzt im außen etwas passiert, werden Erinnerungen wachgerufen, die entweder einen positiven oder negativen Gefühlszustand in uns erzeugen. Wir erschaffen also selbst die Emotionen, und aus diesen Emotionen heraus entsteht unser Verhalten und daraus die Resultate, die wir bspw. bei unserer Arbeit zeigen.

Es ist dabei wichtig zu sehen, dass die Bewertungen von Ereignissen sehr individuell und persönlich sind und keine objektive Wahrheit enthalten. Ihre Führungskraft könnte bspw. sagen, “Das Konzept hat mich noch nicht überzeugt.” Ihre Reaktion darauf kann völlig verschieden sein. Sie könnten z. B. sagen: “Ok, dann setze ich mich noch mal dran.” Sie sind von Ihren Qualitäten überzeugt und denken, “Das kann ich noch besser” und Sie möchten Ihren Vorgesetzten gerne von Ihren Qualitäten überzeugen und sind motiviert Ihr Bestes zu geben. Kommt jedoch in diesem Moment ein altes Konzept hervor, und Sie denken vielleicht “Er respektiert meine Arbeit nicht”, oder “Er sollte meine Arbeit anerkennen”, ist klar, dass diese Art der Denkweise zu einem schlechteren Resultat führen wird als die positive Denkweise im ersten Fall.

Mit der Untersuchungsbasierten Stressreduktion (i.e. „The Work von Byron Katie“) können wir lernen unsere Gedanken und Konzepte zu hinterfragen und damit die Wahrnehmung zu weiten und unseren Handlungsspielraum zu erweitern.

Wie Führung sich in Richtung Achtsamkeit entwickeln kann

Um für dieses digitale Zeitalter gewappnet zu sein, müssen wir uns darüber klar werden, dass eine Evolution des Bewusstseins stattfindet und dass wir diese Evolution auch unterstützen möchten. Eine Evolution, hin zu komplexeren und verfeinerten Verhaltens- und Beziehungsformen in Unternehmen. Wichtig dabei ist, dass es die Führungskräte sind, die den Raum für diese Entwicklung geben. Diese Verhaltens- und Beziehungsformen gehen vom Ansatz „Vertrauen und Fülle“ aus. Und Vertrauen bedeutet, dass jeder Mensch im Unternehmen ein natürliches Interesse hat, seine Arbeit gut tun zu wollen. Und Fülle, dass jeder Mensch im Unternehmen mit seiner Individualität und seiner Authentizität einen einzigartigen Beitrag leisten kann. Und die Frage, die sich nun stellt, ist, wie kann dieser Ansatz von Vertrauen und Fülle gelebt werden?

Die oben beschriebenen Möglichkeiten der Achtsamkeit und der Methode der Untersuchungsbasierten Stressreduktion ermöglicht es den Führungskräften, sich selbst besser kennen zu lernen und Erkenntnisse darüber zu erlangen, warum und wie sie in angespannten Situationen reagieren.

Sie haben Vertrauen, sich in voller Authentizität und ohne Maske voll und ganz zu zeigen und schaffen für ihre Mitarbeiter damit einen Raum, in dem diese ihre Stimme, Authentizität und Kraft finden können. Sie glauben an die Fülle, die dadurch entsteht, wenn jeder sich auf seine einzigartige Weise in das Unternehmen einbringen kann.

Damit wird eine neue Qualität des menschlichen Bewusstseins und der Begegnung untereinander in Unternehmen möglich. Wir eignen uns eine andere Sichtweise der menschlichen Natur an, nämlich der, dass Menschen grundsätzlich gut sind und dass wir alle so handeln, wie unser Bewusstsein es gerade zulässt.

Wenn Führungskräfte lernen aus ihrer Intuition, Klarheit, Kreativität, Empathie und Authentizität zu führen, geben sie ihren Mitarbeitenden den Raum sich zu entwickeln und in ihrer Einzigartigkeit im Unternehmen da zu sein. So kommt Potential zur vollen Entfaltung und es entstehen Möglichkeiten, die den Mitarbeitenden als Gruppe dazu verhelfen, über sich selbst hinauszuwachsen und Ergebnisse zu erreichen, die sie alleine nie geschafft hätten.

Anke Wolf hat zusammen mit ihren Mitgründerinnen Dr. Barbara Bakri und Andrea Stein das Institut für Achtsame Führung gegründet. Sie hat eine Karriere im Management beendet und hat nun den Wunsch, dass Menschen in Unternehmen durch Achtsame Führung in ihr volles Potential leben und in ihrer inneren Kraft und Präsenz sind. Mit Achtsamer Führung entwickelt man einen Führungsstil, der geprägt ist durch Intuition, Klarheit, Kreativität, Empathie und Authentizität. Damit sind integre Entscheidungen im Sinne des Unternehmens und der Gesellschaft möglich. Mit Achtsamer Führung schafft man einen Raum, in dem jeder Mitarbeiter sein volles Potential einbringt und so zum Erfolg des Unternehmens beiträgt.

www.institut-fuer-achtsame-fuehrung.de

www.thework.com