Für mehr Chancengleichheit in Deutschland

Natalya Nepomnyashcha von Netzwerk Chancen fordert Chancengleichheit für junge Menschen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft.

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by Maria Anschiz, September 3, 2018
Netzwerk Chancen

Foto: Stiftung Bildung und Gesellschaft/David Ausserhofer

Die gebürtige Ukrainerin weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, sich einen Platz in der Gesellschaft erkämpfen zu müssen. Aus diesem Grund gründete Natalya die gemeinnützige Plattform Netzwerk Chancen, damit benachteiligte Kinder und junge Erwachsene in Deutschland bessere Chancen erhalten. Erfahre im Interview mehr über ihre Motivation zum Programm und welche Hürden auf dem Weg dorthin zu meistern waren. 

Was macht Netzwerk Chancen? Warum ist es wichtig?

In Deutschland sind die Lebenschancen ungleich verteilt. Viele Menschen können aufgrund ihrer Herkunft die eigenen Talente nicht entfalten. Ihre Fähigkeiten entgehen uns als Gesellschaft, außerdem säen wir Frust.

Deshalb setzen wir uns bundesweit für Chancengleichheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus finanzschwachen und bildungsfernen Familien ein. Unsere Arbeit richten wir anhand von zwei Programmen aus: “Netzwerk Chancen. Aufsteiger” bietet ideelle Förderung für junge Menschen zw. 18-35 Jahren, die sozial aufsteigen möchten. Dazu gehören Workshops, Jobbörsen und Inspirational Talks mit berühmten Aufsteigern. “Netzwerk Chancen. Dialog” unterstützt zivilgesellschaftliche Akteure der Kinder- und Jugendhilfe und vernetzt sie mit politischen Entscheidungsträgern, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

Außerdem wichtig: Unser Team ist komplett ehrenamtlich tätig.

Kam die Gründung aus einer persönlichen Motivation? Kannst Du uns bitte etwas zu deinem eigenen Hintergrund erzählen?

Ich wurde in der Ukraine geboren und kam mit 11 Jahren nach Deutschland, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Da Schulempfehlungen in Bayern bindend sind, kam ich auf die Realschule und konnte aus verschiedenen Gründen kein Abitur machen. Meine Eltern sprechen nach wie vor kaum Deutsch und sind leider arbeitslos. Über Umwege machte ich 2012 trotzdem einen Master-Abschluss in Internationalen Beziehungen in Großbritannien. Doch selbst danach war es für mich in Deutschland ganz schwer, einen Job zu finden. Ich hatte keine Kontakte, wusste mich nicht zu verkaufen und generell nicht, wie der Hase läuft. 

Diesen schwierigen und oft deprimierenden Weg möchte ich anderen ersparen. Deshalb setze ich mich für Chancengleichheit ein. 

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Wenn Du Kanzlerin wärst, was wären Deine ersten Handlungen?

Ganz schwierige Frage, da man in Deutschland ja zum Glück kein Alleinherrscher ist. Generell würde ich mich für wesentlich mehr individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Jeder Euro, den man in frühkindliche Förderung investiert, kommt später vielfach als Steuergeld zurück. Investitionen in Bildung sind die sinnvollsten, die man tätigen kann. Da machen wir viel zu wenig.

Außerdem würde ich mich für einen Fonds für die Förderung von kleineren zivilgesellschaftlichen Organisationen einsetzen, bei dem man unbürokratisch kleinere Beträge beantragen kann. Oft fehlen gerade Ehrenamtlichen so einfache Sachen wie Geld für Raummiete, Verpflegung oder Fahrtkosten. Dabei leisten sie eine so wertvolle Arbeit!

Was waren bzw. sind die größten Herausforderungen, wenn man eine soziale Initiative gründet?

Team, Wirkungsmessung und Geld.

Gerade als eine ehrenamtliche Initiative sind wir auf motivierte Team-Mitglieder angewiesen. Ein paar haben wir sogar über tbd* gefunden.

Als soziale Initiative will man außerdem immer wirken. Aber oft kann man die Wirkung lange nicht in Zahlen messen. Wie messe ich es, wenn ich junge Menschen inspiriert habe und sie deshalb einen anderen Weg einschlagen? Oder wenn wir als eine von mehreren Organisationen für ein Anliegen politische Lobby gemacht haben?

Und ja, Geld braucht man natürlich immer, weil man dadurch noch mehr Gutes tun kann und ohne Umsatzversprechen nicht so einfach an welches kommt. Deshalb brauchen wir einen staatlichen Fonds, insbesondere für junge Sozialunternehmer und Ehrenamtliche.

Viele Menschen wechseln von dem Privatsektor in den sozialen Sektor. Du hast es andersherum gemacht. Warum?

Ich war fünf Jahre lang hauptamtlich für verschiedene gemeinnützige Organisationen tätig, u. A. in den Bereichen Völkerverständigung und internationale Zusammenarbeit. Als ich parallel zu einem Vollzeitjob Netzwerk Chancen gegründet habe, hat die Schlagzahl in meinem Leben zugenommen, aber auch der Hunger nach Neuem. Ich wollte unbedingt in die Privatwirtschaft eintauchen und lernen, wie Wirtschaftsunternehmen funktionieren, insbesondere die digitale Wirtschaft. Jetzt arbeite ich bei einer Agentur als PR-Beraterin und unterstützte digitale Unternehmen bei der externen Kommunikation. Und auch das ist sehr bereichernd!

Du machst großartige Arbeit. Wie kann man Dich unterstützen?

Vielen Dank! Zunächst einmal möchten wir unterstützen, und zwar junge Aufsteiger zw. 18-35. Wer dabei sein möchte, kann sich unter www.netzwerk-chancen.de/aufsteiger anmelden.

Natürlich sind wir immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Team-Mitgliedern für Bereiche wie PR oder Public Affairs. Außerdem sind wir an Kooperationen mit Unternehmen interessiert. Man kann uns jederzeit dazu schreiben und bekommt unter info@netzwerk-chancen.de schnell eine Antwort.