10 Soziale Innovationen, die die Gesellschaft nachhaltig verändert haben

Von Krankenpflege hin zum Sharing Economy - diese Sozialen Innovationen haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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by Birgit Heilig, August 21, 2017
Soziale-Innovationen

Soziale Innovationen sind im Dritten Sektor in aller Munde und ein wichtiges Ziel im Bereich Social Entrepreneurship. Nach einer Definition von Tepsie, einem EU-geförderten Forschungsprojekt, sind soziale Innovationen: „new approaches to addressing social needs. They are social in their means and in their ends. They engage and mobilise the beneficiaries and help to transform social relations by improving beneficiaries’ access to power and resources”.

Entscheidend ist, dass eine Innovation sich auch durchsetzt und tatsächlich zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Struktur oder Einstellung führt.
Um Euch ein paar Anregungen zu geben, was man so alles anstellen kann, wenn man eine soziale Innovation ins Leben rufen will, haben wir Euch hier zehn Beispiele zusammengestellt:

1) Sozialversicherung

Die Sozialversicherung ist eine Entscheidung auf politischer Ebene und hat zu einer existentiellen Absicherung von Lebensunterhalt geführt, der früher unvorstellbar war. Wer arbeitslos wird, landet nicht zwangsläufig auf der Straße, wer krank wird, erhält unabhängig vom eigenen Geldbeutel ärztliche Hilfe und ist im Alter abgesichert. 

2) Genossenschaften

Vorformen von Genossenschaften entstanden bereits im Mittelalter, wo man sich zusammenschloss, um bestimmte Arbeiten gemeinschaftlich zu erledigen und den Zugang zu Ressourcen möglichst für alle offen zu halten. Ein späteres Beispiel aus dem 19. Jahrhundert sind die genossenschaftlichen Kredite für Bauern, die die Vorläuferform der heute noch existierenden Raiffeisenbank begründeten. Mehrere Menschen schaffen gemeinsam Maschinen oder Gerätschaften an, die für den Einzelnen zu teuer wären und erreichen dadurch eine höhere Produktivität.

3) Krankenpflege

Die Engländerin Florence Nightingale setzte sich dafür ein, krankenpflegerische Tätigkeiten als eigenes Berufsbild anzuerkennen. Sie setzte Ausbildungsstandards fest, um die Qualität der Pflege zu gewährleisten, die vorher von jedermann ausgeübt werden durfte – mangelnde Kenntnisse der Pflegekräfte hatten nicht selten den Tod des Patienten zur Folge. Nightingales Engagement verhalf  dem Pflegeberuf zu Prestige und galt auch schließlich auch für Frauen aus gutem Hause als akzeptabel, für die sich dadurch ein ganz neuer Zweig zur beruflichen Betätigung eröffnete.

4) Frauenrechte

Frauenwahlrecht und die Emanzipationsbewegung haben das alltägliche Leben von Grund auf verändert: Frauen müssen nicht mehr heiraten, um versorgt zu sein, sondern dürfen ihre Ausbildungs- und Berufswege selbst und unabhängig gestalten. Sie brauchen auch keine Erlaubnis mehr, um ein Bankkonto zu eröffnen. Ähnlich umwälzend waren in vorherigen Jahrzehnten die Abschaffung der Sklaverei, Kinderarbeit und später die Entkriminalisierung von Homosexualität.

5) Umweltbewegung

Nachdem Deutschland durch das Wirtschaftswunder wieder auf die Beine gekommen war, erkannte man nach und nach, welche negativen Auswirkungen die Industrie auf Ökosysteme und die Gesundheit der Menschen hatte. Höhepunkt war die Anti-Atomkraftbewegung zur Zeit des Kalten Kriegs. Resultat der Bewegung war eine Politisierung des Umweltbewusstseins (zum Beispiel durch Die Grünen), neue Auflagen für Industriekonzerne, eine veränderte Zusammensetzung von alltäglichen Produkten wie Wasch- und Reinigungsmittel und nicht zuletzt die Tatsache, dass jeder Bürger in seinem Haushalt qua Mülltonnenparade ein gewisses Grundwissen an Materialweiterverarbeitung erlangt hat.

6) Sharing Economy

Angefangen von Nachbarschaftsinitiativen, die sich benötigtes Werkzeug teilen oder Car-Sharing nutzen (das zumindest im urbanen Raum unter jungen Leuten den privaten Autobesitz ersetzt). Ähnlich wie die Genossenschaftsvorläufer im Mittelalter legt man Geld, Dinge und Zeit zusammen, und spart Ressourcen, Platz in der Wohnung und im Hof und hat so mehr Geld für Anschaffungen, die 99% ihrer Existenz ohnehin nur rumstehen. 

7) Urban Gardening 

Zurück zur Natur! Mehr Pflanzen in der Stadt sind nicht nur schön fürs Auge, sondern beeinflussen auch das Mikroklima: statt aufgeheiztem Asphalt schlucken Erde und Pflanzen Hitze, filtern Schadstoffe aus der Luft und helfen nicht zuletzt, den zunehmend gefährdeten Bienen ein bisschen Lebensraum zu erhalten. Abgesehen von dem Vergnügen, Tomaten selbst ernten zu können und sich ein bisschen Landleben in die Betonwüste zu holen.

8) Mehrgenerationenhäuser

Lebten früher Familien oft an einem Ort und unterstützten sich gegenseitig, zerfasern diese Strukturen durch Jobwechsel oder auch selbstgewählte Mobilität. Doch die Synergien von generationenübergreifender Unterstützung werden allmählich wieder geschätzt. In verschiedenen Modellen wohnen junge Menschen, Familien und Rentner nahe beieinander und helfen sich gegenseitig durch Kinderbetreuung, Handwerksarbeiten oder Erfahrungsaustausch. Auch unabhängig von Familienverbänden.

9) Open-Source-Bewegung

Ausgegangen von der Softwareentwicklung, möchte die Open-Source-Bewegung die „Crowd“ nutzen und bereichern. Wissen, Informationen, Tools sind für jedermann frei verfügbar, nutzbar und auch veränderbar. Dadurch werden die Inhalte nicht nur schneller verbessert, weil mehr Wissen von Usern direkt einfließen kann, sondern die Zugänge sind auch für Menschen mit wenig Geld zugänglich. Bekanntestes Beispiel: wikipedia. 

10) Bedingungsloses Grundeinkommen

Bis auf lokale Modellversuche noch Zukunftsmusik, gewinnt das Konzept, jedem Menschen ab Geburt eine gewisse Summe zur Bestreitung seines Lebensunterhalts auszuzahlen, immer mehr an Unterstützern und ist nun sogar als Parteibündnis für die Bundestagswahl wählbar. Angesichts der Erfahrungen mit der Prekarisierung des Arbeitsmarkts und der drohenden Arbeitsplatzverluste durch die Industrie 4.0 soll Einkommen von Erwerbsarbeit abgekoppelt werden, um auch Menschen mit schlechten Jobchancen eine Existenzsicherung und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.