Was ist eigentlich Fair Fashion?

Was kann man eigentlich wirklich unter Fairer Mode verstehen.

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by Lisa Jaspers , May 5, 2017
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ursprünglich erschienen: 06.07.2015

Wir haben uns mal genauer mit dem Thema Fashion, bzw. Fair Fashion auseinandergesetzt. Lisa Jaspers, Gründerin eines Fair Fashion Labels, verschafft uns Einblicke in die Szene und verrät uns, was man eigentlich wirklich unter Fair Fashion verstehen kann. 

Ich habe vor 2 Jahren das Fair Fashion Label FOLKDAYS gegründet. Einer der Gründe dafür war das mangelnde Angebot an schöner, hochwertiger sowie fair produzierter Kleidung und Accessoires für junge Menschen. Deshalb ist es unser Ziel, das Image von fair gehandelter Mode zu entstauben und für eine jüngere und Mode-affine Zielgruppe attraktiv zu machen. Hier kommt uns der Trend zugute, dass sich vor allem junge Menschen immer mehr dafür interessieren, unter welchen Konditionen ihre Kleidung produziert wird.

Nichtsdestotrotz bemerke ich in Gesprächen mit Freunden, Kunden oder auch Journalisten immer wieder eine gewisse Unsicherheit, was das Thema faire Mode angeht. Diese Unsicherheit kann zum einen daher rühren, dass der Weg von der Erkenntnis von Missständen bis hin zur Veränderung des eignen Konsumverhaltens ein langer und anstrengender ist. Die Gedanken „Das darf ich eigentlich nicht kaufen, aber ist doch so schön und günstig“ oder „Lieber keine Primark oder H&M Tüte nehmen, falls ich jemand treffe, den ich kenne“ kenne wir alle. Das latente schlechte Gewissen auch.

Fair Trade- Ein Begriff, der verwirrt

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Was viele Menschen zusätzlich verunsichert, ist die Unübersichtlichkeit der aktuellen Debatte. Das beginnt bei der Verwendung von Begriffen wie faire Mode, Green Fashion, Ethical Fashion, Fair Trade oder auch fair gehandelte Mode und endet bei zahlreichen Siegeln, die nicht wirklich Klarheit schaffen. Auch wenn es wahrscheinlich unmöglich ist, dass sich alle Akteure auf klare Begrifflichkeiten einigen, so ist dies ein Versuch etwas Licht in die faire Finsternis zu bringen.

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Da gibt es zum einen die ökologische Nachhaltigkeit oder auch Green Fashion genannt. Hier steht der bewusste und sparsame Einsatz von Ressourcen in der Produktion sowie während der gesamten Lieferkette im Fokus. In der Debatte um Arbeitsbedingungen in der Produktion stehen eher die soziale Komponenten im Vordergrund, dass bedeutet die Bezahlung der Menschen, die Arbeitsplatzsicherheit, die Arbeitsplatzumgebung, usw. Ganz getrennt kann man diese beiden Konzepte natürlich nicht trennen, da der Einsatz von giftigen Stoffen in der Produktion auch einen Effekt auf die Arbeitsbedingungen bzw. die eigenen Gesundheit hat. Zugespitzt könnte man den Unterschied in den Schwerpunkten beschreiben: Steht bei Green Fashion der Schaden an der Natur im Vordergrund, so steht bei Fair Fashion die Auswirkungen von Produktionsbedingungen auf den Menschen im Mittelpunkt.

Bei FOLKDAYS haben wir uns für den Begriff Fair Fashion bzw. Fair Trade Fashion entschieden, da viele Menschen mit dem Konzept des fairen Handels bereits aus den Bereichen Kaffee und Lebensmittels im Ansatz vertraut sind. In der Regel geht es dabei um Waren, die aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert werden. Der Faire Handel bzw. Fair Trade setzt sich zum Ziel, die Gewinne, die beim Verkauf von Waren entstehen, entlang der Wertschöpfungsketten gleicher zu verteilen und somit die soziale Nachhaltigkeit in den Produktionsprozessen zu steigern.

Soziales Denken überwiegt Wirtschaftlichkeit

Es gibt unterschiedliche ökonomische Ansätze, die erklären, warum es wirtschaftlich erstrebenswert ist, nachhaltige Produktionsbedingungen aufzubauen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Marktmacht westlicher Großkonzerne den Produzenten in Entwicklungsländern auf Grund von mangelnden Einkommensalternativen wenig Spielraum für Preisverhandlungen lässt. Denn nicht nur die Qualität der Produktion sinkt, wenn der Preisdruck zu hoch ist. Unfälle in Produktionsstätte wie bspw. der Zusammensturz der Fabrik in Bangladesch vor knapp zwei Jahren sind die besten Beispiele dafür, dass neben der menschlichen Tragödie auch die wirtschaftlichen Auswirkungen für alle Beteiligten desaströs und somit alles andere als nachhaltig sind.

Ein zentrales Argument in dieser Diskussion sollte jedoch die ethische Komponente einnehmen: Unabhängig von der wirtschaftlichen Argumentationsgrundlage darf nicht zugelassen werden, dass Menschen in Entwicklungsländern unter unwürdigen Produktionsverhältnissen für den ungeminderten Konsum in westlichen Ländern sorgen.

Es gibt unterschiedliche Wege, faire oder gerechte Bezahlung sowie entsprechende Arbeitsbedingungen in Produktionsländern sicher zu stellen und diese für Konsumenten zu kennzeichnen. So versuchen bspw. Zertifikate wie das „Fair Trade“-Siegel (das durch die Umbenennung von Transfer-Siegel zu Fair Trade-Siegel für viel Verwirrung sorgt) über Mindestpreise von bestimmten landwirtschaftlichen Produkte für nachhaltige Produktionsbedingungen zu sorgen. Neben Kaffee, Tee, Kakao und Zucker werden jedoch nur eine sehr begrenzte Anzahl von landwirtschaftlichen Produkten in der Zertifizierung berücksichtigt. Im Bekleidungsbereich wird bspw. aktuell nur Baumwolle zertifiziert.

Auch wenn Siegel es schaffen, ein Bewusstsein zu wecken und versuchen die Entscheidung zu nachhaltigem Konsum für den Konsumenten so einfach wie möglich machen, so stehen sie doch in den letzten Jahren immer wieder unter Kritik. Denn Skalierungen haben, wie aus dem bei Biolebensmittel Bereich bekannt, einen nicht unerheblichen Effekt auf die Qualität des Ansatzes: Jeder ist sich bewusst darüber, dass die Bio-Gurke von Lidl oder Aldi nicht mit der des dementer-Bauern aus Brandenburg zu vergleichen ist.

Fairer Handel als alltäglicher Prozess

Seit einigen Jahren versuchen unterschiedliche junge Unternehmen den fairen Handel zu verändern indem mit individuellen Konzepten auf die jeweiligen Bedürfnisse von Produzenten eingegangen wird. Bei FOLKDAYS erzählen wir die Geschichten unserer Produzenten und möchten damit befördern, dass sich der Konsument informieren und im Idealfall eine emotionale Beziehung zu den Produzenten vor Ort aufbauen kann.

Auch wenn wir wissen, dass es schwierig ist, alles richtig zu machen, so versuchen wir mit gesunden Menschenverstand und unternehmerischen Geist Herausforderungen gemeinsam mit unseren Produzenten zu meistern und ihnen auf Augenhöhe als Unternehmer zu begegnen. Das Konzept des fairen Handels wird dabei zu einem Prozess, der uns im täglichen Handeln leitet und erst dann abgeschlossen ist, wenn er sich selbst abgeschafft hat.