"Das Programm ist ein Stück weit selbst eine Innovation"

In seiner dritten Runde werden im Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen des BMWi Ideen mit Social Impact gesucht.

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by tbd*, March 18, 2020
 Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen

Ende 2019 startete das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie den ersten Förderaufruf für das Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen (kurz: IGP). Die Förderung von nichttechnischen Innovationen erfolgt als nicht rückzahlbarer Zuschuss in Form einer Anteilsfinanzierung. Es stehen insgesamt rund 25 Millionen Euro über vier Jahre zur Verfügung.

Während die erste Runde digitale und datengetriebene Geschäftsmodelle und Pionierlösungen avisierte,  konzentrierte sich die zweite auf kultur- und kreativwirtschaftliche Innovationen. Umso mehr freute es uns zu hören, dass der dritte Aufruf an Innovationen mit einem besonders hohen „Social Impact“ adressiert werden. Um zu erfahren, welche Kriterien gelten, wie der Prozess ausschauen wird und für wen die Förderung relevant werden könnte, haben wir Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, ein paar Fragen gestellt.


Elisabeth Winkelmeier-Becker – Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie

tbd*: Frau Winkelmeier-Becker, um was genau handelt es sich bei dem Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen (IGP)?

Frau Winkelmeier-Becker: Das IGP ist ein neues Förderangebot des Bundeswirtschaftsministeriums, das Unternehmen Zuschüsse zu Innovationsprojekten und -netzwerken gewährt. Bisher hat unsere Innovationsförderung stark auf technologische Neuentwicklungen fokussiert, oft mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Das Neue am IGP ist, dass es den Fokus explizit auf den nichttechnischen Bereich weitet, etwa auf innovative, digitale Geschäftsmodelle, neue Designs und Konzepte oder bahnbrechende Apps. Entscheidend ist, dass die Problemlösung neu ist. Dabei kann innovative Technologie eine Rolle spielen, muss es aber nicht.

tbd*: Warum sollten Unternehmer*innen sich unbedingt bewerben?

Frau Winkelmeier-Becker: Niemand muss sich unbedingt bewerben – aber wir freuen uns natürlich, wenn uns viele gute Ideen erreichen. Antragsberechtigt sind kleine und mittlere Unternehmen, inklusive Selbständiger und Startups. Für die Förderfähigkeit der Idee ist unter anderem wichtig, dass es um eine wirkliche Innovation mit hohem Neuigkeitswert geht, dass sie mit einen vernünftigen Projektplan von dazu qualifizierten Leuten umgesetzt wird und nach der Förderung möglichst prosperiert. Wer sich vertieft für die Förderbedingungen interessiert, kann sich umfassend unter bmwi.de/igp informieren.

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tbd*: Wie läuft die Bewerbung ab und wie lange dauert es ungefähr bis man alle Schritte durchlaufen hat?

Frau Winkelmeier-Becker: Bewerbungen durchlaufen einen mehrstufiger Prozess. So wollen wir möglichst bürokratiearm und geschickt aus einer hohen Zahl von guten Ideen die besten herausfiltern. Im Rahmen von IGP schreiben wir Förderungen zu verschiedenen Themen aus. In einem ersten Schritt fordern wir Interessierte auf, einen kurzen Teilnahmeantrag einzureichen. Hierfür kann man seine Projektidee in einem Online-Formular relativ knapp skizzieren. Auf dieser Basis treffen wir dann eine erste Auswahl. Die Projekte, die die zweite Runde erreichen, werden aufgefordert, einen umfassenderen Vollantrag einzureichen. Oft wird das Projekt dann noch in einem dritten Schritt per Pitch präsentiert werden, bevor die endgültige Auswahl der Förderprojekte erfolgt. Der ganze Prozess soll möglichst nicht länger als sechs Monate dauern.

tbd*: Können Sie uns Beispiele geben, was für Projekte und Ideen bisher gefördert wurden?

Frau Winkelmeier-Becker: Das IGP ist so neu, dass wir gerade erst den Teilnahmewettbewerb für die erste Ausschreibungsrunde zu digitalen und datengetriebenen Innovationen beendet haben – Förder-Beispiele kann ich daher noch gar nicht nennen. Zudem achten wir natürlich darauf, die Ideen, die uns erreichen, streng vertraulich zu behandeln. Es soll sie ja auch niemand klauen. Aber so viel kann ich verraten: Uns haben hunderte sehr vielfältige Ideen erreicht, von denen ein großer Teil sehr innovative und oft auch sehr überraschende Inhalte hat. Ich bin begeistert über das enorme kreative Potenzial unseres Landes, das sich auch hier wieder zeigt!

tbd*: Die erste Ausschreibungsrunde richtete sich ja an digitale und datengetriebene, die zweite auf kultur- und kreativwirtschaftliche Geschäftsmodelle und Pionierlösungen. Eine dritte Ausschreibungsrunde soll auf Innovationen mit hohem „social impact“ fokussieren. Wissen Sie schon nach welchen Kriterien „social impact“ bewertet werden wird?

Frau Winkelmeier-Becker: Als Bundeswirtschaftsministerium fokussieren wir in der Regel auf Projekte mit möglichst hoher Wirkung auf Wohlstand und Arbeitsplätze. Beim IGP werden wir in einer der Ausschreibungen die Kriterien variieren, um aktuell vieldiskutierten Themen wie der Sozialen Innovation Rechnung zu tragen. In der Ende 2020 startenden Ausschreibung zum Thema Bildung/Informationszugang wollen wir besonders darauf setzen, dass die Projekte einen hohen „social impact“ erzielen. Darunter verstehen wir das Potenzial eines Projekts, positiv auf das Gemeinwohl zu wirken und einen besonderes Nutzen für die Gesellschaft zu entfalten. Außerdem sollte der Ansatzes auf andere Bereiche oder Regionen übertragbar sein.

Neben diesem Kriterium werden natürlich auch die Kriterien, die für alle Ausschreibungen eine Rolle spielen, gelten, wie zum Beispiel der möglichst große Innovationsgehalt.

tbd*: Die Jury besteht laut Ihrer Homepage aus „ausgewählten Expertinnen und Experten“ – wechselt diese je Themengebiet? Wie wurde sie ausgewählt?

Frau Winkelmeier-Becker: Wir setzen auf eine heterogene Jury mit vielfältigen Fähigkeiten. Ein Teil der Jury wird das IGP länger begleiten und eine übergreifende Expertise beisteuern, etwa zu Innovationsmanagement oder Geschäftsmodellentwicklung. Ein anderer Teil der Jury wird themenspezifische Fachkenntnisse einbringen und mit den Ausschreibungen wechseln. Wir wollen so ein hohes Maß an Stabilität, Gerechtigkeit und Erfahrungsaufbau zwischen den Förderrunden erreichen und gelichzeitig die Ausschreibungsthemen adäquat adressieren.

Die Jurorinnen und Juroren werden nach fachlicher Eignung ausgewählt. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen wie der Wissenschaft, dem Finanzsektor und aus der Unternehmenslandschaft, inklusive der Startup-Szene.

tbd*: Wissen Sie schon wie es mit dem IGP weitergeht? Können Sie uns einen kleinen Einblick in die Zukunft gewähren?

Frau Winkelmeier-Becker: Das IGP ist noch sehr jung. Wir stecken gerade mitten in der Umsetzung des ersten Förderaufrufs und bereiten aktuell den zweiten Förderaufruf vor. Das IGP ist ein Stück weit selbst eine Innovation, etwa mit seinem Fokus auf nichttechnische Innovationen und dem starken Gewicht von Juryentscheiden und Pitches im administrativem Verfahren. Wir haben es deshalb als zeitlich befristete Pilotförderung angelegt, die wir gründlich evaluieren und auf deren Erfahrung wir dann aufbauen möchten. Unsere ersten Erfahrungen, die große Nachfrage und die vielen guten Ideen zur ersten Ausschreibung stimmen auf jeden Fall sehr optimistisch!