In Deutschland haben rund 27 Millionen Beschäftigte (außer in Sachsen und Bayern) ein Recht auf Bildungsurlaub: Fünf bis zehn Tage bezahlte Freistellung pro Jahr für als Bildungsurlaub anerkannte Weiterbildungen.
Hierbei werden auch Seminare als Bildungsurlaub zertifiziert, welche – neben fachlichen Qualifizierungen – beispielsweise auch die mentale oder körperliche Gesundheit von Beschäftigten fördern. Wie Yoga-Seminare oder Burnout-Prävention. Was für ein Seminar du besuchst, ist dabei frei wählbar. Ein direkter beruflicher Bezug ist dabei nicht erforderlich.
Werden wir mal hinsichtlich der Seminare konkret: Spanisch lernen in Barcelona? Ist möglich. Führungskräftetraining mit Pferden. Ist möglich. Marketing-Fortbildung? Ist möglich. Gewaltfreie Kommunikation lernen? Ist möglich. Die Liste an offiziell anerkannten, tollen Bildungsurlaubschancen, könnte ich ewig weiterführen. Trotzdem nutzen nur rund 3,5 Prozent der Anspruchsberechtigten ihr Recht auf Weiterbildung.
Warum nutzen so wenige ihr Recht auf Bildungsurlaub?
Tatsächlich kennen immer noch viel zu wenige ihr Recht auf Bildungsurlaub überhaupt. Kennt man es, stellt einen im nächsten Schritt die Beantragung von Bildungsurlaub vor neue Herausforderungen. So meisterst du sie:
Bildungsurlaub beantragen – deine Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Kenne das Gesetz in deinem Bundesland
Bildungsurlaub ist Ländersache, deshalb gelten in jedem Bundesland andere Regelungen. Du solltest beispielsweise folgendes wissen:
- Bin ich anspruchsberechtigt?
- Habe ich Anspruch auf fünf oder zehn Tage?
- Was für Bildungsurlaubsseminare darf ich besuchen?
- Unter welchen Bedingungen kann mein Unternehmen meinen Antrag ablehnen?
Dieser 30-Sekunden-Bildungsurlaub-Check verschafft dir schnell und unkompliziert einen Überblick.
2. Finde dein Seminar
Bei der Seminarwahl gilt kurz “Innehalten” statt “Durchhalten”. Die Wahl des Bildungsurlaubs sollte sich an deinen individuellen Bedürfnissen und Zielen orientieren.
Stelle dir die Frage: Was brauche ich, um mein (Arbeits-)Leben besser gestalten zu können?
- Braucht mein Englisch eine Auffrischung?
- Wäre nach der anstrengenden Projektphase das Seminar zur Burnout-Prävention eine gute Investition?
- Soll dir ein Kommunikationsseminar dabei helfen, Probleme im Team zu lösen?
- Benötigst du weitere Fachkenntnisse, um endlich die Beförderung zu bekommen?
Wichtig ist, dass das Seminar in dem Bundesland, in dem du arbeitest, offiziell als Bildungsurlaub anerkannt ist und eine Zertifizierung hat.
3. Sprich mit deiner Chefin oder deinem Chef
Bildungsurlaub ist ein Recht und kann nur aus wenigen Gründen abgelehnt werden – dennoch macht es Sinn, Flexibilität bei der Wahl des Zeitpunktes zu zeigen. Du wirst deinen Bildungsurlaub mehr genießen, wenn du weißt, dass dein Arbeitgebender hinter dir steht.
Deshalb macht es auch Sinn, dein “Warum” zu formulieren. Erkläre, welche Fähigkeiten du erlernen wirst und wie du diese im Arbeitsalltag einbringen kannst.
Unbedingt wichtig für das Gespräch mit den Vorgesetzten ist wissen: Jeder Bildungsurlaub wird von den Bundesländern inhaltlich auf seinen Mehrwert geprüft, bevor das Seminar offiziell als Bildungsurlaub anerkannt wird.
Der Mehrwert ist also immer gegeben, auch wenn das Seminar nach Spaß klingt. Lernen und Spaß am Lernen schließen einander nicht aus. Und auch Seminare rund um mentale und körperliche Gesundheit sind hochprofessionell, da sie die langfristige Leistungsfähigkeit von Beschäftigten fördern.
4. Bereite deinen Antrag vor und reiche ihn ein
Zeitlich solltest du deinen Antrag möglichst frühzeitig einreichen – die Bildungsurlaubsgesetze schreiben, je nach Bundesland, Fristen von vier bis neun Wochen vor Seminarbeginn vor.
In größeren Unternehmen gibt es für den Antrag auf Bildungsurlaub oftmals ein eigenes Formular. Ansonsten findest du Antragsvorlagen zum Beispiel auch auf den Seiten der Bundesländer.
Eingereicht wird der Antrag dann bei der Personalabteilung oder direkt bei deiner Chefin oder deinem Chef ein.
Und dann gilt: Auf die Genehmigung warten und ab in den Bildungsurlaub!
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Lara Körber ist Mitgründerin von Bildungsurlauber.de – dem größten Aufklärungs- und Buchungsportal für Bildungsurlaub. Das Portal hilft Beschäftigten bei der Beantragung und Buchung von Bildungsurlaub sowie bei Fragen zum Gesetz. Ziel ist es, den Zugang zu Bildungsurlaub zu vereinfachen, um ein besseres Arbeitsleben per Gesetz zu fördern.